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Montag, 13. April 2015

Tomorrow Never Knows

Montag, 13. April 2015
In den letzten Tagen hatte ich die Möglichkeit viel nachzudenken. Über unsere Gegenwart, unsere Vergangenheit und unsere Zukunft.
Es ist erstaunlich, dass ich mir so viele Überlegungen machen konnte, schließlich war ich ununterbrochen beschäftigt. Der Name meines Auftraggebers der vergangenen Tage erklärt aber vielleicht recht schnell, weshalb doch so viele Gedanken zusammen gekommen sind.
Ich durfte in den letzten Tagen für die Gedenkstätte Buchenwald die Jahrestage zur 70 jährigen Befreiung Buchenwalds filmisch dokumentieren.
Rund 80 Überlebende kamen hierfür nochmals zurück an einen der Orte (die meisten hatten eine Odyssee der Grausamkeiten hinter sich bevor sie endlich befreit wurden) an dem sie lernen mussten wie menschenverachtend der Mensch werden kann.
Ich habe mir wie bereits gesagt viele Gedanken gemacht, auch im Vornherein.
Wie kommt es, dass Menschen zu solchen Gräueltaten fähig sind und viel mehr noch: Wenn man wahrhaft und ernst zu sich selbst ist, hätte man selbst besser gehandelt als die (Ur-)Großelterngeneration?
Ich meine damit nicht, dass ich denke, dass ich zu solcher Gewalt bereit wäre, wie sie die Überlebenden erlebt haben, vielmehr frage ich mich, ob ich nicht selbst noch zu oft wegschaue – Allein bloß wenn ich einen Obdachlosen auf der Straße sehe und ihm eben nicht helfe, sondern mit schlechten Gewissen weiter laufe.
Wie soll es dann erst sein, wenn ich weiß, dass meine Hilfe, mein Wissen, dass dort neben mir etwas Unrechtes passiert, mir das Leben kosten kann.
Ich möchte, dass ich couragiert genug bin, sollte ich jemals in solch eine Situation kommen aber ich kann einfach nicht sagen, ohne mich selbst zu belügen: Wäre ich damals in den 40ern dabei gewesen, ich hätte nicht weggesehen!
Petro Mischtuk lernte ich bereits 2013 in Buchenwald kennen

Die Überlebenden sind solch wunderbare Menschen. So herzlich und so weise – ich kann es einfach nicht anders sagen.
Sie haben so schreckliche Dinge erlebt, dass man meist nicht weiter darüber nachdenken möchte, ob man selbst noch den Mut zum Leben hätte, wenn man all dies erlebt hätte.
Es wurde viel erzählt in den vergangenen Tagen und viel überlegt – über uns Menschen.
So viele wunderbare Gedankenansätze, ich kann sie gar nicht alle aufzählen.
Wichtig war diesen Menschen aber, dass wir jungen (deutschen) Leute zum einem nicht in Schuldgefühlen versinken sollen und zum anderen, dass wir selbst die Welt in den Händen haben.
In dem kommenden Jahrzehnt müssen uns leider die meisten dieser wunderbaren Menschen die Aufgabe übertragen, dass so etwas nie wieder passieren darf, vielmehr noch, dass endlich das Morden für Ideale, das Morden aus Angst vor dem Anderen, das Ausgrenzen Anderer und das Konfliktaustragen mit Waffen endlich aufhört.
Diese Menschen haben sich vor 70 Jahren auf den Appellplatz in Buchenwald geschworen alles für eine Welt in Frieden und Freiheit zutun, auch wir, als dritte oder gar vierte Generation danach, sollten alles tun, was in unseren Kräften liegt um dieser Welt immer ein Stückchen näher zu kommen.
Ich möchte daran glauben, dass irgendwann niemand mehr auf dieser Welt unterdrückt, gemobbt oder getötet wird, nur weil er ANDERS ist, als der ANDERE.
Ich fühle mich den Überlebenden verbunden und bin ihnen dankbar für ihre Arbeit, weshalb ich ihre Ideale weiter verbreiten möchte und mit diesen Post fange ich damit an :)
Einer der Überlebenden, Murray Goldfinger sagte in den letzten Tagen jedes Mal, wenn er mich sah „Keep smiling!“, denkt man daran, wen man da gerade gegenüber steht versteht man: Egal was passiert, verlier niemals die Hoffnung und mach weiter und verlier bitte nicht die Liebe zum Leben und zu den Menschen. Das zumindest, habe ich daraus gelesen, wenn er mir verschmitzt „Keep smiling!“ auf dem Flur zu rief.
Danke hierfür, man sollte es sich tatsächlich öfter ins Gedächtnis rufen.


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